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Der Blog rund um Gesundheit und Wohlbefinden

Warum der Atem wichtig ist

atem entspannung nervensystem regeneration wohlbefinden Jun 10, 2020

Atmen kann doch jeder, warum soll ich das lernen?

Meine Teilnehmer sind manchmal schon genervt wenn ich sie an das tiefe Atmen, den Ocean Breath oder das Meeresrauschen, Ujjayi erinnere und darauf bestehe.

Aber warum eigentlich? Atmen gehört zum Yoga, oft wird es jedoch nicht so in den Vordergrund gestellt und wenn jemand nicht möchte, lässt er es halt.Ich lasse Teilnehmer da nicht so einfach davonkommen. Da ich weiss, warum der Atem so wichtig ist und wie tief die Veränderungen sind, die er bewirken kann.

Wie bitte? Das klingt jetzt etwas eso, oder?

Vielleicht im ersten Moment, jedoch habe ich beim Assistieren meines Mentors und langjährigen Ausbilder Max Strom (der übrigens ein Buch über die Wichtigkeit des Atems geschrieben hat mit dem doppeldeutigen Namen "A life worth breathing") so einiges erlebt und gesehen, wie am Ende eines Workshops mit ihm irgendwie jeder weint. Nur von Atmen und eher leichten Yogaübungen?
Wie kann das sein?

Zuerst kam ich mir vor wie im falschen Film, man atmet tief und am Ende der Stunde in der Schlussentspannung kommt das grosse Schluchzen. Sollte man da nicht glückselig auf Entspannungswolke 7 schweben? Ist da irgendetwas kaputt??

Max selbst erzählt oft davon wie er zu Beginn als Yogaschüler das erste Jahr fast in jeder Stunde Tränen in den Augen hatte weil soviele aufgestaute Gefühle herauskamen.

Wie bringt der Atem zum Weinen?

Eine Umschreibung, die ich hier sehr schön fand war - der Atem bringt die im Körper gespeicherten und gefrorenen Emotionen zum Schmelzen und es läuft zu den Augen heraus.

Häh, was?

Gut, ich gebe zu, das klingt nun auch etwas merkwürdig. Bringt die Theorie das TCM jedoch auf den Punkt. Emotionen können im Körper gespeichert werden und dort Gesundheitsprobleme auslösen.

Ob es hier um Meridiane geht oder es in den Faszien gespeichert wird ist nicht Thema des heutigen Artikels, es gibt einen Zusammenhang von Trauma, negativen Gefühlen und Krankheitssymptomen, dies wird auf im Buch "When the body says No" sehr deutlich aufgezeigt.

Spannend ist - der Atem gehört zwar zu den unwillkürlichen oder spontanen / automen Nervensystem und funktioniert selbständig, ohne, dass wir etwas dazu tun müssen, er ist aber auch beeinflussbar. Das wiederum sind die meisten autonomen Körperfunktionen nicht. Er kann also als "Einstieg" in den Körper genutzt werden und von innen heraus manipulieren. Im guten Sinn natürlich.

Gewusst wie kann man den Atem nutzen um seine Energie zu steigern oder aber sich nach Ärger oder Stress zu beruhigen und sogar Schmerzen kann man damit beruhigen.

Oder man kann ihn nutzen um sich zu Höchstleistungen zu bringen, man denke hier nur an Wim Hof, "the Iceman", der zahlreiche Rekorde brach und das mit Hilfe von Atemtechniken und Eistherapie. Weise Männer im Himalaya haben das vorgemacht.

Es gibt also Grund genug dem Atmen eine Chance zu geben, auch wenn es vielleicht im ersten Moment peinlich ist oder man sich vorkommt wie Darth Vader und es nicht so recht nach Meeresrauschen klingen mag.

Interessanter Nebeneffekt des Atems - da er das Nervensystem beruhigt kann er auch die Heilung unterstützen, nicht zuletzt heissen die beiden Nervensysteme in Englisch - "fight or flight" und "rest and digest". Ähnlich wie bei einer Wippe, kann nur ein System gerade aktiv sein. Und wenn es bei rest und digest um die Ruhe, Heilung und Verdauung geht kann auch das Immunsystem wirken.

Gar nicht so übel in Coronazeiten. Es gibt auch zahlreiche Geschichten, die sich um Joseph Pilates und andere Lehrer von Atemtechniken ranken, deren Schüler in der Zeit der Spanischen Grippe nicht erkrankten.

Sicher ist - "resistance breathing" stärkt und trainiert die Lunge ähnlich wie die Atemgeräte, die man nach einer Operation im Spital zum Training der Lunge erhält und das ist auch im Alter praktisch wenn das Lungenvolumen oft geringer wird.

Atmen ist daher für mich der wichtigste Aspekt des Yoga-Unterricht. Körperübungen werden da fast nebensächlich.

In diesem Sinne - frohes Atmen und bis demnächst.

Ein paar Atemtechniken findet ihr übrigens auch auf meinem YouTube-Kanal ;-)

Eure,
Bianca

 

Buchempfehlung:

  • A Life Worth Breathing (Max Strom)
  • Science of Breath (Swami Rama, Rudolf Ballentine, Alan Hymes)
  • When the Body says No (Gabor Maté)